Arzt weigert sich ein Rezept auszustellen

Patientenrechte, Arzthaftungsrecht, ärztliches Vergütungsrecht, Betäubungsmittelrecht, Apothekenrecht, Medikamentenversandrecht, Internet-Apotheke

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myLord
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Arzt weigert sich ein Rezept auszustellen

Beitrag von myLord »

Hallo,

nehmen wir mal folgende Situation an: A hat psychische Probleme und wendet sich an die psychiatrische Ambulanz. Der Psychiater spricht mit A eine Behandlungsmöglichkeit ab und gibt A ein Rezept für die Tabletten mit. A soll in 14 Tagen noch einmal vorstellig werden. In der Zwischenzeit soll A die Tabletten nehmen und sich einen niedergelassenen Psychiater suchen. Der nächste Termin beim niedergelassenen Psychiater ist erst 6 Monate später möglich. Die Medikamente wirken, 14 Tage später wird A wieder vorstellig. Der Psychiater in der Ambulanz sagt, dass die Medikamente richtig eingestellt sind. Er gibt ein Rezept für eine größere Menge der Medikamente (allerdings nicht für 6 Monate) und sagt, dass die Folgerezepte über den Hausarzt zu bekommen sind. Im Arztbrief wird dem Hausarzt auch mitgeteilt, dass der Psychiater die Medikamente verschrieben hat.

Der Hausarzt weigert sich aber ein Rezept für die (fachfremden) Medikamente auszustellen und verweist auf den Psychiater.

Wie ist denn nun rechtlich die Situation? Meine Vermutung ist, dass der Arzt sich aus Bequemlichkeit weigert das Rezept auszustellen, da er sich sollst für die Ausstellung rechtfertigen muss. Eine Fall-Back Lösung wäre wieder über die Ambulanz, dennoch würde mich die rechtliche Situation des Arztes interessieren.
Gammaflyer
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Re: Arzt weigert sich ein Rezept auszustellen

Beitrag von Gammaflyer »

Das lässt sich nur ausreichend beurteilen, wenn man weiß warum der Arzt die weiteren Medikamente nicht verordnen möchte.
FM
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Re: Arzt weigert sich ein Rezept auszustellen

Beitrag von FM »

Der Hausarzt ist nicht Untergebener des Facharztes, er muss dessen Vorschlägen nicht folgen.

Gründe kann es viele geben, von einer abweichenden Meinung zur Diagnose über die fachliche Beurteilung der Therapie bis zu Fragen der Wirtschaftlichkeit (falls GKV).

Sechs Monate muss man nicht warten, nur 4 Wochen. Siehe: http://www.kbv.de/html/terminservicestellen.php
winterspaziergang

Re: Arzt weigert sich ein Rezept auszustellen

Beitrag von winterspaziergang »

myLord hat geschrieben: Wie ist denn nun rechtlich die Situation? Meine Vermutung ist, dass der Arzt sich aus Bequemlichkeit weigert das Rezept auszustellen, da er sich sollst für die Ausstellung rechtfertigen muss.
Falls der Hausarzt sich "rechtfertigen" muss, also nicht einfach verschreiben kann, sondern begründen, gar in Haftung genommen würde, ist es mehr als nur "Bequemlichkeit", wenn er sich weigert, das Rezept auszustellen.

Der fiktive Patient hat keinen Anspruch darauf, dass der Arzt seinetwegen in Erklärungsnöte kommt.
H.Lelele
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Re: Arzt weigert sich ein Rezept auszustellen

Beitrag von H.Lelele »

Kann ebenfalls nur auf die Terminservicestelle verweisen. Sie werden mit Sicherheit innerhalb von 4 Wochen einen Termin bekommen, denn: Nach Ablauf dieser 4 Wochen könnten Sie sich direkt im Krankenhaus behandeln lassen und Ihre Krankenkasse müsste dafür bezahlen.
Man muß einfach die Spielregeln kennen UND auch einalten.
Viele gesetzliche Krankenkassen bieten zusaetzlich einen eigenen Terminvermittlungsservice. Einfach mal bei Ihrer Kasse erkundigen.
Oder Sie nutzen, wenn Sie nur ein Rezept wollen, eine reine Onlinepraxis im Ausland (in D geht das aus rechtl. Gründen nicht). Hier ist Google Ihr Freund, einfach mal als Suchbegriffe "Online Arztpraxis" eingeben. Kann auf Grund der Forenregeln keinen Link setzen, eine seriöse und seit Jahren von deutschen Ärzten in London betriebene Online-Praxis ist www. forenregelnbeachten.de
Da ist nichts Illegales dabei, in vielen Ländern der EU sind reine Onlinepraxen gesetzeskonform.
Zuletzt geändert von ktown am 09.05.17, 20:45, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: link korrigiert
Flowjob
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Re: Arzt weigert sich ein Rezept auszustellen

Beitrag von Flowjob »

Dieser Dreck ist in Deutschland verboten und die Rezepte dürfen durch Apotheken nicht eingelöst werden!
FM
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Re: Arzt weigert sich ein Rezept auszustellen

Beitrag von FM »

Dazu aus § 48 AMG:
Eine Abgabe von Arzneimitteln, die zur Anwendung bei Menschen bestimmt sind, darf nicht erfolgen, wenn vor der ärztlichen oder zahnärztlichen Verschreibung offenkundig kein direkter Kontakt zwischen dem Arzt oder Zahnarzt und der Person, für die das Arzneimittel verschrieben wird, stattgefunden hat. Hiervon darf nur in begründeten Ausnahmefällen abgewichen werden, insbesondere, wenn die Person dem Arzt oder Zahnarzt aus einem vorangegangenen direkten Kontakt hinreichend bekannt ist und es sich lediglich um die Wiederholung oder die Fortsetzung der Behandlung handelt.
Da hier als Beispiel eine Online-Praxis aus London genannt wurde: gibt es eine EU-rechtliche Regelung, die das zitierte Verbot entfallen läßt, so dass ein deutscher Apotheker das Rezept anerkennen darf?

Das BMG schreibt:
Derzeit ist der Versand von Arzneimitteln aus Island, den Niederlanden, Schweden (nur verschreibungspflichtige Arzneimittel), Tschechien (nur nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel) und dem Vereinigten Königreich ausdrücklich zugelassen.
Wäre es dann möglich, eine Verschreibung des Londoner Online-Arztes bei einer britischen Versandapotheke einzulösen und das Medikament nach Deutschland liefern zu lassen?
H.Lelele
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Re: Arzt weigert sich ein Rezept auszustellen

Beitrag von H.Lelele »

Also die Praxis in London ist seit vielen Jahren am Markt. Alle Ärzte sind nach britischem Recht regulär zugelassen und auch versichert. Das Einlösen der Medikamentenverschreibung kann entweder in Deutschland (die Rp werden meist anerkannt ) erfolgen oder die Praxis sendet das Rezept direkt an eine (natürlich ebenfalls seriöse und EU-rechtlich voll zugelassene) Versandapotheke. Von dort hat man nach 1-2 Werktagen sein Päckchen mit den Medikamenten und dem abgestempelten Rezept zur Kostenerstattung.

Das gibt es übrigens auch in vielen anderen (EU-)Staaten und nicht zuletzt auch in der Schweiz.
Also Onlinepraxen haben nun wirklich nichts mit einer Bananenrepublik zu tun und werden ja auch gut von den Pat. angenommen.

Es liegt an der Politik, Änderungen herbeizuführen. Wenn das ganze Jammern und Wehklagen der Apothekenlobbyisten Wirkung zeigt, dann wird mit dem ja schon geplanten Versandhandelsverbot f. verschreibungspflichtige Arzneimittel solchen Praxen eh bald das Wasser abgegraben.

Betäubungsmittel/Suchtgifte werden übrigens grundsätzlich keine rezeptiert und auch keine versandt. Wer so etwas sucht ist sowieso im Darknet besser aufgehoben. Hier geht es um ganz normale Medikamente.

Wer nähere Infos will, der hat sicher schon die Website dieser Londoner Praxis ergoogelt. Dort ist alles nochmal haarklein erklärt.
myLord
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Re: Arzt weigert sich ein Rezept auszustellen

Beitrag von myLord »

Ich möchte mal von der Website der Terminvermittlung zitieren:
Probatorische Sitzungen sowie Kurz- und Langzeittherapien (Richtlinienpsychotherapie) sind von der Terminvermittlung ausgenommen.
Die Terminvermittlung übernimmt also nur Akutfälle. Die akute Behandlung hat bei A die psychiatrische Klinik bereits übernommen und die Medikation entsprechend eingestellt. Bei einem Termin beim Psychiater würde es um die Prüfung der Langzeittherapie gehen. Somit scheidet ein Termin über diese Vermittlung aus.

Außerdem: Da der Psychiater gesagt hat, dass die weitere Versorgung mit den Medikamenten über den Hausarzt erfolgt, würden jetzt die Medikamente fehlen um auch vier Wochen durchhalten zu können.
winterspaziergang hat geschrieben: Falls der Hausarzt sich "rechtfertigen" muss, also nicht einfach verschreiben kann, sondern begründen, gar in Haftung genommen würde, ist es mehr als nur "Bequemlichkeit", wenn er sich weigert, das Rezept auszustellen.

Der fiktive Patient hat keinen Anspruch darauf, dass der Arzt seinetwegen in Erklärungsnöte kommt.
Dahinter steht die Information hinter diesem Link.
FM hat geschrieben:Der Hausarzt ist nicht Untergebener des Facharztes, er muss dessen Vorschlägen nicht folgen.

Gründe kann es viele geben, von einer abweichenden Meinung zur Diagnose über die fachliche Beurteilung der Therapie bis zu Fragen der Wirtschaftlichkeit (falls GKV).
Hmm... mal von der anderen Seite betrachtet... Der Arzt weiß, dass es dem Patienten ohne die Medikamente schlecht geht. Wäre es nicht unterlassene Hilfeleistung, wenn er die Therapie von sich aus ohne Fachwissen abbricht ohne eine Alternative aufzuzeigen. Die Information, dass die Medikamente notwendig sind, hat er ja vom Facharzt erhalten.
winterspaziergang

Re: Arzt weigert sich ein Rezept auszustellen

Beitrag von winterspaziergang »

myLord hat geschrieben:
winterspaziergang hat geschrieben: Falls der Hausarzt sich "rechtfertigen" muss, also nicht einfach verschreiben kann, sondern begründen, gar in Haftung genommen würde, ist es mehr als nur "Bequemlichkeit", wenn er sich weigert, das Rezept auszustellen.

Der fiktive Patient hat keinen Anspruch darauf, dass der Arzt seinetwegen in Erklärungsnöte kommt.
Dahinter steht die Information hinter ...diesem Link
was im link steht tut nichts zur Sache. Die Argumentation des Patienten ist, dass es "Bequemlichkeit" ist, selbst wenn der Arzt sich für die Verschreibung rechtfertigen muss. Darauf bezog sich die Antwort. Das betreffende mal im Zitat hervorgehoben. Der Patient kann seinem Arzt keine Bequemlichkeit vorwerfen, wenn er erhebliche Schwierigkeiten vermeidet.

myLord hat geschrieben:Hmm... mal von der anderen Seite betrachtet... Der Arzt weiß, dass es dem Patienten ohne die Medikamente schlecht geht.
siehe
Das lässt sich nur ausreichend beurteilen, wenn man weiß warum der Arzt die weiteren Medikamente nicht verordnen möchte.
myLord hat geschrieben:Wäre es nicht unterlassene Hilfeleistung, wenn er die Therapie von sich aus ohne Fachwissen abbricht ohne eine Alternative aufzuzeigen. Die Information, dass die Medikamente notwendig sind, hat er ja vom Facharzt erhalten.
nein, denn der Hausarzt bricht die Therapie nicht ab. Er verschreibt nur keine über sein Fachgebiet hinaus gehende Medikamente.
Die unterlassene Hilfeleistung beinhaltet regelmäßig eine akute Notlage.
Froggel
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Re: Arzt weigert sich ein Rezept auszustellen

Beitrag von Froggel »

Schon mal mit dem Arztbrief zu der fachärztlichen Praxis gegangen, bei der man den Termin hat, und dort nach einem Rezept gefragt? Ich hielte das für sinnvoll, wenn sich der Hausarzt weigert. Ansonsten anfragen, wie man sonst weiter verfahren soll, wenn niemand bereit ist, das Rezept auszustellen. Jedenfalls finde ich das erheblich sicherer, als Medikamente im Ausland zu bestellen, egal wie renommiert die Ärzte dort sind.
Ich bin kein Jurist.
- alle Angaben ohne Gewähr -
H.Lelele
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Re: Arzt weigert sich ein Rezept auszustellen

Beitrag von H.Lelele »

Vielleicht hilft dieser Link weiter:

http://www.krankenkasseninfo.de/kranken ... er-service

Aber auch wenn die eigene Kasse hier nicht aufgeführt ist lohnt oft ein Anruf. Die Website krankenkasseninfo.de wird zwar oft aktualisiert aber viele Kassen bieten Terminvermittlung an, ohne diesen Service gezielt zu bewerben.
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