Uran angereicherte Waffen

politische Aspekte von Rechtsprechung und Gesetzesvorhaben; rechtliche Aspekte von politischem Agieren

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Zafilutsche
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Re: Uran angereicherte Waffen

Beitrag von Zafilutsche »

@ Ronny1958
Zum Glück obliegt es an einem selbst, ob man Informationen zur Kenntnis nehmen möchte oder nicht. Aber Carn hat insofern recht: Die Informationen die man bekommt bzw die einem zugänglich sind, können gefiltert, geändert oder auch nur in Teilen einer "Wahrheit" entsprechen oder sogar komplett falsch sein. So wie es das eigene "Weltbild" einem erlaubt. Natürlich könnten Informationen (Bilder/Texte) auch völlig aus einem Zusammenhang gerissen sein oder man will mit Fehlinformationen irgendwelche eigene Ziele verfolgen. Aber wie auch immer, sollte eine "Wahrheitsfindung" zumindest angestrebt werden, wenn man z.B. solche (von Menschenhand gemachten) Schäden nach Möglichkeit verhindern will um das daraus entstehende Leid zu mindern.
carn
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Re: Uran angereicherte Waffen

Beitrag von carn »

Zafilutsche hat geschrieben:@ Ronny1958
Zum Glück obliegt es an einem selbst, ob man Informationen zur Kenntnis nehmen möchte oder nicht.
Z.b. die Informationen, dass Ärzte gegen den Atomkrieg sagen, dass Uranmunition entsprechende Schäden verursacht, und dass WHO sagt, dass Uranmunition nicht entsprechende Schäden verursacht.

Daraus folgt a) irgendwer irrt, lügt, was auch immer;
b) ob es die genannten Schäden durch Uranmunition gibt, ist nicht offensichtlich

Zafilutsche hat geschrieben: Aber wie auch immer, sollte eine "Wahrheitsfindung" zumindest angestrebt werden, wenn man z.B. solche (von Menschenhand gemachten) Schäden nach Möglichkeit verhindern will um das daraus entstehende Leid zu mindern.
Aber sinnvollerweise sollte man bevor man das Leid versucht zu mindern, die Ursache identifizieren, weil man möglicherweise sonst nutzloses oder falsches tut. Und genau da macht man schon einen Fehler, wenn man bestimmtes Leid als offensichtlich durch bestimmte menschliche Handlungen verursacht ansieht, obwohl das gar nicht offensichtlich ist.

Denn was hieße es, wenn die Uranmunition so schlimm wäre, wie einige behaupten? Gründliche Dekontaminierungsmaßnahmen im Irak und anderswo. Hat Irak überschüssiges Geld dafür und überschüssige Truppen, um es abzusichern? Nein.

Wenn man also die umfangreiche Dekontamination durchführt, obwohl tatsächlich die Uranmunition von der WHO richtig bewertet wurde, nämlich nahezu unproblematisch, dann fehlt es woanders, dann sind halt ein paar irakische Krankenhäuser finanziell schlechter ausgestattet und es sterben deshalb mehr Patienten (z.b. traurig dreinschauende Kinder) und an der ISIS-Front fehlen ein paar Soldaten und irgendein Dörfchen wird deshalb von ISIS eingenommen und da ein paar Leute massakriert, und man hat diese Opfer für absolut NICHTS erbracht; null; nada; riesiger Resourcenaufwand und kein einziges Menschenleben gerettet, dafür viele geopfert.

Klar, wenn die Ärzte gegen Atomkrieg recht haben, retten man durch die Dekontamination wohl mehr Menschenleben als die paar in dem von ISIS eingenommenen Dorf; dann wäre es auch ok.

Aber was spricht dagegen, dass man sich vorher wenigstens genau überlegt, warum die WHO anderer Meinung ist, dieses Gründe vielleicht sogar entkräftet, statt einfach sich tatsachenwidrig einzureden, es sei offensichtlich, wo sich doch die Experten widersprchen?

@Ronny:
Nur teilweise richtig, abkaufen werde ich niemanden, die Schäden durch Uranmunition seien OFFENSICHTLICH, solange die WHO das Gegenteil sagt und niemand sinnvoll begründet, warum die da irren sollten. Offensichtlich ist nunmal klar was anderes als "WHO sagt es sei anders."
Tastenspitz
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Re: Uran angereicherte Waffen

Beitrag von Tastenspitz »

:roll:
carn hat geschrieben:Aber sinnvollerweise sollte man bevor man das Leid versucht zu mindern, die Ursache identifizieren, weil man möglicherweise sonst nutzloses oder falsches tut.
Gut. Verwenden wir den
carn hat geschrieben:riesiger Resourcenaufwand
eben zur Ermittlung der genauen Ursache. Blöd halt nur, dass dadurch in der Zeit
carn hat geschrieben:ein paar irakische Krankenhäuser finanziell schlechter ausgestattet und es sterben deshalb mehr Patienten (z.b. traurig dreinschauende Kinder) und an der ISIS-Front fehlen ein paar Soldaten und irgendein Dörfchen wird deshalb von ISIS eingenommen und da ein paar Leute massakriert
Im übrigen lese ich bei der WHO das da:
There are reports of increased rates of cancers, congenital malformations and renal diseases among the population of Iraq. The Iraqi government has attributed this increase to exposure to depleted uranium (DU). Epidemiological studies are needed to investigate such increases and explore all possible causal factors. Iraqi health officials and scientists, working with WHO, have developed plans for the surveillance of cancers, congenital malformations and renal diseases, for investigating the health effects of environmental risk factors including depleted uranium, and for improved cancer control. The plans have yet to be implemented.
Quelle
Also wird das noch zu untersuchen sein. Die WHO sagt also zumindest 2003 in diese Quelle nicht, dass Uranmunition
carn hat geschrieben:nahezu unproblematisch
ist.
Dagegen steht hier
Potentially depleted uranium has both chemical and radiological toxicity with the two important
target organs being the kidneys and the lungs. Health consequences are determined by the
physical and chemical nature of the depleted uranium to which an individual is exposed, and
to the level and duration of exposure.
Quelle
Wo find ich denn den Schrieb, dass die WHO Uranmunition im Irak für unproblematisch hält?
carn
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Re: Uran angereicherte Waffen

Beitrag von carn »

Tastenspitz hat geschrieben: Wo find ich denn den Schrieb, dass die WHO Uranmunition im Irak für unproblematisch hält?
http://www.neopresse.com/politik/usa/us ... sgebieten/
"Nach Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) liegt keine besondere Gefährdung vor. Im WHO guidance on exposure to depleted uranium heißt es explizit, dass keine Studie eine Verbindung zwischen Kontakt mit abgereichertem Uran und dem Auftreten von Krebs oder angeborenen Defekten finden konnte."

https://www.iaea.org/newscenter/news/de ... erzegovina
"The report Depleted Uranium in Bosnia and Herzegovina: Post-Conflict Environmental Assessment could not find any proven link between DU and increases in cancers or other significant health or environmental risks. The "radiological and toxicological risks at DU contaminated sites are, in most cases, insignificant"."

Ok, das ist nicht für den Irak.

Aber, tschuldigung, ich argumentiere heir erstmal nur gegen OFFENSICHTLICH. Offensichtlich ist da gar nichts, wenn Studien wiederholt nichts finden und andere diese Studien für unzulänglich halten.

Und die Links, dass die WHO genauer untersuchen will, widersprechen ebenfalls offensichtlich, denn wenn etwas offensichtlich der Fall ist, muss man wohl kaum genau untersuchen,
ob es nun der Fall ist oder nicht.
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Re: Uran angereicherte Waffen

Beitrag von Name4711 »

Ich hab jetzt mal "altmodisch" im Bücherschrank gegoogelt und im Staub etwas ausgegraben...
"..Die Radioaktivität ist so gering, daß man bei Beachtung von Schutzmaßnahmen mit den Salzen Reaktionen durchführen kann.
Eine direkte Berührung mit den Händen oder sonstigen Körperstellen ist jedoch unbedingt zu unterlasse. Auch vermeide man eine radioaktive Verseuchung des Arbeitsplatzes...."
(Jander ,Blasius - Einführung in das anorganisch-chemische Praktikum)

Das ist der jetzt zwar hauptsächlich der Hinweis zum Umgang mit den Uranverbindungen wie Pechblende oder Salzen - Es stellt sich ja selbst so'n verrückter Chemiker nicht mit der Feile und einem massiven Block metallischem Uran ins Labor. Da müsste man ja auch erstmal rankommen..

Der Hinweis mit der Radioaktivität ist aber wie gesagt mit Vorsicht zu genießen Alpha-Strahler sind bei Aufnahme ganz fiese Gesellen. Und Chemiker sind echt hart gesotten...
carn
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Re: Uran angereicherte Waffen

Beitrag von carn »

Name4711 hat geschrieben:Ich hab jetzt mal "altmodisch" im Bücherschrank gegoogelt und im Staub etwas ausgegraben...
"..Die Radioaktivität ist so gering, daß man bei Beachtung von Schutzmaßnahmen mit den Salzen Reaktionen durchführen kann.
Eine direkte Berührung mit den Händen oder sonstigen Körperstellen ist jedoch unbedingt zu unterlasse. Auch vermeide man eine radioaktive Verseuchung des Arbeitsplatzes...."
(Jander ,Blasius - Einführung in das anorganisch-chemische Praktikum)

Das ist der jetzt zwar hauptsächlich der Hinweis zum Umgang mit den Uranverbindungen wie Pechblende oder Salzen - Es stellt sich ja selbst so'n verrückter Chemiker nicht mit der Feile und einem massiven Block metallischem Uran ins Labor. Da müsste man ja auch erstmal rankommen..

Der Hinweis mit der Radioaktivität ist aber wie gesagt mit Vorsicht zu genießen Alpha-Strahler sind bei Aufnahme ganz fiese Gesellen. Und Chemiker sind echt hart gesotten...
Wir können hier gerne seitenlang auf Strohmänner eindreschen.

Im Eingangspost war die Behauptung:
"Gestern habe ich im Fernsehen einen Bericht über die Folgen über den Einsatz von Uran angereicherten Waffen gesehen.
Offensichtlich führt Uran zu Erbgutschädigungen die Leukämie, Krebs so richtig verbreiten lassen. Die gezeigten Missbildungen
bei neugeborenen lassen schlimmeres vermuten als das frühere Contergan Desaster."
verpackt, dass die gezigten Missbildungen Folge von dem Einsatz von Uran angereicherten Waffen sind, und dass dies offensichtlich sei.

Das kann man nicht belegen, indem man belegt, dass abgereichertes Uran radioaktiv und giftig ist und man es nicht inhalieren sollte.

Und letzteres, dass dies offensichtlich sei, ist einfach grottenfalsch; nicht verschiedene Meinungen; grottenfalsch, solange in der Fachwelt nicht größtenteils Einigkeit herrscht; denn das ist bei offensichtlichen Sachen so.

Wenn Zafilutsche nun meinte, dass es lediglich offensichtlich sei, dass Uran im Prinzip gefährlich sein kann, dass aber, ob die gezeigten Missbildungen Folge des Einsatzes von Uranmunition sei, nicht offensichtlich sei, sondern eine denkbare Möglichkeit ist, dann hat er es sehr ungeschickt formuliert (wörtlich schreibt es nunmal zwischen zwei Sätzen über Uranmunition und Krebshäufigkeit, dass "Offensichtlich" "Uran" "Krebs" verbreiten lässt und ferner).

Und für alle weiteren Posts:
Ich bestreite, dass es offensichtlich sei, dass bestimmte Missbildungen auf den Einsatz von Uranmunition zurückzuführen seien.
fool1
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Re: Uran angereicherte Waffen

Beitrag von fool1 »

Moin!
carn hat geschrieben: Und letzteres, dass dies offensichtlich sei, ist einfach grottenfalsch; nicht verschiedene Meinungen; grottenfalsch, solange in der Fachwelt nicht größtenteils Einigkeit herrscht; denn das ist bei offensichtlichen Sachen so.
In der Fachwelt herrscht größtenteils eine Einigkeit.
"Laut einer aktuellen Analyse der Internationalen Koalition für die Ächtung der Uranwaffen (ICBUW) schädigt abgereichertes Uran (Depleted Uranium, DU) die DNA auf zweifache Weise: als Schwermetall wirkt es chemotoxisch und als Alphastrahler radiotoxisch. Für den Bericht wurden über 50 qualifizierte Studien ausgewertet."
http://www.neopresse.com/politik/usa/us ... sgebieten/
carn hat geschrieben:Und für alle weiteren Posts:
Ich bestreite, dass es offensichtlich sei, dass bestimmte Missbildungen auf den Einsatz von Uranmunition zurückzuführen seien.
Wir sind uns aber einig, dass es allgemein bösartige Erkrankungen und Erbgutschäden durch Strahlenbelastung gibt?

Gruss fool1
Nichts ist engherziger als Chauvinismus oder Rassenhaß. Mir sind alle Menschen gleich, überall gibt's Schafsköpfe und für alle habe ich die gleiche Verachtung. Nur keine kleinlichen Vorurteile!
Karl Kraus (1874-1936)

Für Dieter, Felix und WHKD2000
carn
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Re: Uran angereicherte Waffen

Beitrag von carn »

fool1 hat geschrieben:
carn hat geschrieben:Und für alle weiteren Posts:
Ich bestreite, dass es offensichtlich sei, dass bestimmte Missbildungen auf den Einsatz von Uranmunition zurückzuführen seien.
Wir sind uns aber einig, dass es allgemein bösartige Erkrankungen und Erbgutschäden durch Strahlenbelastung gibt?

Gruss fool1
"geben kann", aber ansonsten ja.

Ändert aber nichts daran, dass ob solches durch Uranmunition verursacht wird, nicht offensichtlich in der einen oder anderen Richtung eindeutig ist.

Liegt daran, dass es diese Schäden nur bei entsprechenden Dosen gibt und ob irgendwer entsprechende Dosen aufgrund Uranmunition abbekommen hat, ist fraglich, da einige Studien das bejahen und andere verneinen; ferner weiß man nicht so genau, wo wieviel verballert wurde. Was ist daran so schwer zu verstehen?

Ich zitiere hier gerne nochmal:
http://www.neopresse.com/politik/usa/us ... sgebieten/
"Nach Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) liegt keine besondere Gefährdung vor. Im WHO guidance on exposure to depleted uranium heißt es explizit, dass keine Studie eine Verbindung zwischen Kontakt mit abgereichertem Uran und dem Auftreten von Krebs oder angeborenen Defekten finden konnte. Kritiker bemängeln die Methodik und angeblich mangelnde Unabhängigkeit der Studien. Gegner der Uranmunition fordern die Durchführung neuer Auswertungen und Bewertungen. Der so genannte Lloyd-Bericht über Gesundheitsschäden bei britischen Golfkriegsveteranen zeigte die Existenz des Golfkriegssyndroms auf und untersuchte eine Reihe von potenziellen Auslösern dafür. Uranmunition wurde dabei als ein potenzieller Auslöser bezeichnet."

Die einen Experten (WHO, IAEO) sagen nein, die anderen (Autoren des Lloyd-Bericht) ja. Offensichtlich ist da nichts.
Name4711
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Re: Uran angereicherte Waffen

Beitrag von Name4711 »

Offensichtlich ist auf jeden Fall, dass sie die Problematik dieser Studien nicht verstehen.

Die Mechanismen die zu einer Schädigung führen können und in statistischer Hinsicht dies erweislich auch tun sind sicherlich absolut unstritig.
In solchen Fragen ist i.d.R individuell eine Kausalkette nicht zu verfolgen. Rückschlüsse müssen mit statistischen Mitteln untermauert werden.
Es ist aber leicht einzusehen, dass sich der Untersuchungsgegenstand hier einer "sauberen" Untersuchung entzieht, weil wir ja nicht hergehen könne und unter gleichen Bedigungen einen zweiten Krieg - nur mit anderer Munition - vom Zaun brechen können...
Auch kann man jetzt nicht hergehen und tausende Testpersonen auf die unterschiedlichsten Weisen kontaminieren und mit einer Kontrollgruppe vergleichen usw.
Dann kommt dazu das man nur spekulieren kann, wie Munitionsresete sich unter verschiedenen Witterungs und Umgebungssituationen überhaupt verteilen, in die Nahrungskette gelangen oder lange in der Luft herumwabern... was-weiß-ich...

Und wenn wir jetzt mal bis drei zählen - ist ja hier ein Forum für Recht und Gedöns - wird niemand hergehen und "gerichtssicher Beweisen" können, das diese 25 Fälle kausal auf diese Munition zurückzuführen sind.

Das Macht aber auch nichts, würde man juristische Methoden überall verwenden, würden wir vielleicht auch noch mit der Kerze zum lokus auf dem Hof laufen, weil Mutter Natur manchmal keine Zeugen oder gar Urkunden zuläßt... man aber trotzdem Zusammenhänge erkennen kann..
carn
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Re: Uran angereicherte Waffen

Beitrag von carn »

Name4711 hat geschrieben:Offensichtlich ist auf jeden Fall, dass sie die Problematik dieser Studien nicht verstehen.

Die Mechanismen die zu einer Schädigung führen können und in statistischer Hinsicht dies erweislich auch tun sind sicherlich absolut unstritig.
In solchen Fragen ist i.d.R individuell eine Kausalkette nicht zu verfolgen. Rückschlüsse müssen mit statistischen Mitteln untermauert werden.
Es ist aber leicht einzusehen, dass sich der Untersuchungsgegenstand hier einer "sauberen" Untersuchung entzieht, weil wir ja nicht hergehen könne und unter gleichen Bedigungen einen zweiten Krieg - nur mit anderer Munition - vom Zaun brechen können...
Auch kann man jetzt nicht hergehen und tausende Testpersonen auf die unterschiedlichsten Weisen kontaminieren und mit einer Kontrollgruppe vergleichen usw.
Dann kommt dazu das man nur spekulieren kann, wie Munitionsresete sich unter verschiedenen Witterungs und Umgebungssituationen überhaupt verteilen, in die Nahrungskette gelangen oder lange in der Luft herumwabern... was-weiß-ich...

Und wenn wir jetzt mal bis drei zählen - ist ja hier ein Forum für Recht und Gedöns - wird niemand hergehen und "gerichtssicher Beweisen" können, das diese 25 Fälle kausal auf diese Munition zurückzuführen sind.
Tja, danke für die Schilderung, warum es nicht offensichtlich ist, was zutreffend ist. Nur wie sollte die Schilderung, warum es nicht offensichtlich ist, in irgendeiner Weise erhellen, was an meiner Behauptung, es sei nicht offensichtlich, fehlerhaft sei?


Name4711 hat geschrieben: Das Macht aber auch nichts, würde man juristische Methoden überall verwenden, würden wir vielleicht auch noch mit der Kerze zum lokus auf dem Hof laufen, weil Mutter Natur manchmal keine Zeugen oder gar Urkunden zuläßt... man aber trotzdem Zusammenhänge erkennen kann..
Es ist schon klar, dass es hier um eine naturwissenschaftliche Fragestellung geht und das naturwissenschaftliche Fragestellungen nicht mit den lausigen Beweisstandards behandelt werden, die vor Gericht reichen?

Wie lächerlich ist es eigentlich zu behaupten, etwas wäre offensichtlich, wenn man weiß, dass es nicht mal in der Juristerei für den Beweis reichen würde?
Zafilutsche
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Re: Uran angereicherte Waffen

Beitrag von Zafilutsche »

Ich habe mal auf die von "carn" verlinkte Seite geschaut, welcher als Nachweis für das Statement "Nach Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) liegt keine besondere Gefährdung vor" her hält.
Wenn man dann weiter liest: Ich Zitiere:
Radiation toxicity
Inhaled depleted uranium particles that reside in the lungs for long periods may damage lung
cells and increase the possibility of lung cancer after many years. The scientific evidence for this
is tenuous because studies of uranium mill workers have not shown any excess of lung cancer. In
studies of underground miners, the excess of lung cancer seems to be related to radon gas; radon
being a radioactive decay product of natural uranium

Eigene Übersetzung
Strahlung Toxizität
Inhalierte abgereicherte Uran Partikel, die über lange Zeiträume in der Lunge sich befinden schädigen möglicherweise Lungenzellen und auch die Gefahr von Lungenkrebs steigt nach vielen Jahren. Der wissenschaftliche Beweis dafür ist dürftig, weil Studien der Uran-Mühle-Arbeiter keinem überschüssigen von Lungenkrebs gezeigt haben. In Studien der unterirdischen Bergleute scheint das Übermaß an Lungenkrebs, mit Radongas zusammenzuhängen; wobei Radon ein Produkt des radioaktiven Zerfalls des natürlichen Urans ist. Übersetzung ende:

Hier würde ich feststellen dass die WHO selbst im Jahr 2001 (lange bevor die späteren Katastrophen waren) zu der Erkenntnis mit den Krebserkrankungen gekommen ist.
Außer das damals vor 15 Jahren der "Beweis noch dürftig war, habe ich aber von der WHO nichts bezüglich einer "keine besondere Gefährdung" gefunden Außer in diesem verlinkten Presseartikel. Vielleicht könnte carn ja einen noch präziseren Link/Hinweis geben wo diese Feststellung der Ungefährlichkeit verfasst worden ist?
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Re: Uran angereicherte Waffen

Beitrag von Name4711 »

Ich glaube man kann das abkürzen. Das Problem ist so ähnlich wie mit dem Zerfall des Urans selbst ;-)

Man stelle sich vor man habe da 2 Jod123 Atome (weil wir hier keine Milliarden Jahre Zeit haben) mit eine T1/2 von ca 13 Stunden...

Frage: Wieviele von den beiden sind Morgen um diese Zeit noch da, wieviele nächste Woche?

Ich weiß es nicht.

Aber offensichtlich hat Jod123 eine Halbwertzeit von ca 13h :mrgreen:
carn
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Re: Uran angereicherte Waffen

Beitrag von carn »

Zafilutsche hat geschrieben: Vielleicht könnte carn ja einen noch präziseren Link/Hinweis geben wo diese Feststellung der Ungefährlichkeit verfasst worden ist?
Genau, irgendwer behauptet es sei offensichtlich, bietet als Beleg nur eine Lobbyorganisation an (die ihr Lobbyziel sogar schon im Namen hat) und der wissen will, wodurch Offensichtlichkeit belegt ist, soll liefern. Total sinnvoll.

Aber egal:
http://www.emro.who.int/irq/iraq-news/s ... -iraq.html
http://www.emro.who.int/images/stories/ ... report.pdf
"The rates for spontaneous
abortion, stillbirths and congenital birth defe
cts found in the study are consistent with
or even lower than international estimates. The study provides no clear evidence to
suggest an unusually high rate of congenital
birth defects in Iraq."

Die Raten für Spontanaborte, Totgeburten und genetische Geburtsdefekte, die in der Studie ermittelt wurden, sind konsistent mit oder sogar niedriger als internationale Schätzungen. Die Studie liefert keinen klaren Beweis, um eine ungewöhlich hohe Rate an genetischen Geburtsdefekten im Irak zu vermuten.


Aber gerne auch hier:
http://www.theguardian.com/environment/ ... ed-uranium

Super viel Kritik, warum die WHO da Mist verbreitet habe. Wer kein Englisch kann, soll ein bischen google translate bemühen, dann versteht man schon, was kritisiert wird, hauptsächlich das bestimmte klinische Aufzeichungen im Irak nicht mit einbezogen wurden.

Aber die WHO meint weiter:
"The UN body continues to ignore these calls and defend the integrity of the research."
dass ihre Ergebnisse kein Mist seien: "Die UN Organisation ignoriert diese Aufrufe (Datensätze zu veröffentlichen) weiter und verteidigt die Seriosität der Studie."

Kann es sein, dass die WHO da aufgrund politischen Drucks Ergebnisse fälscht und tatsächlich Uranmunition entsprechend schlimme Gesundheitsfolgen im Irak hatte? Klar, kann sein.

Kann es sein, dass die WHO sauber arbeitet und andere einfach aufgrund der Schwierigkeit der Materie bedingte Genauigkeitsprobleme (und aufgrund eigener Vorurteile; solche verfälschen Ergebnisse oft) bei dieser Frage (siehe z.b. Post von Name4711 oben) zu dem falschen Schluss gelangen Uranmunition sei hauptsächlich schuld? Kann auch sein.

Ist irgendwas davon offensichtlich? Nein, jedenfalls weder im naturwissenschaftlichen noch im rechtlichen Sinne.

Und nebenbei ist der rechtliche Sinn gerade nicht egal, denn wenn die WHO bereits 2001 fehlerhafte Studien publizierte bzw. sich politischem Druck beugte (wie der Guardian Artikel andeutet), 2003 ordentlich Uranmunition im Irak eingesetzt wurde und USA und GB 2013 immer noch die WHO beeinflussen, um die Folgen zu vertuschen, dann könnte möglicherweise ein realer Schadensersatzanspruch von Betroffenen im Raum stehen (wobei das von US bzw. GB Recht abhinge); folglich ist bei dem Thema gerade nicht egal, in welchem Sinne das eigentlich offensichtlich sein soll.
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Re: Uran angereicherte Waffen

Beitrag von Name4711 »

carn hat geschrieben: Und nebenbei ist der rechtliche Sinn gerade nicht egal, denn wenn die WHO bereits 2001 fehlerhafte Studien publizierte bzw. sich politischem Druck beugte (wie der Guardian Artikel andeutet), 2003 ordentlich Uranmunition im Irak eingesetzt wurde und USA und GB 2013 immer noch die WHO beeinflussen, um die Folgen zu vertuschen, dann könnte möglicherweise ein realer Schadensersatzanspruch von Betroffenen im Raum stehen (wobei das von US bzw. GB Recht abhinge); folglich ist bei dem Thema gerade nicht egal, in welchem Sinne das eigentlich offensichtlich sein soll.
Ahhhh, sooo könnte sich das verhalten.... interessant, mensch, das ich da nicht drauf gekommen bin :engel:
carn
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Re: Uran angereicherte Waffen

Beitrag von carn »

Name4711 hat geschrieben:
carn hat geschrieben: Und nebenbei ist der rechtliche Sinn gerade nicht egal, denn wenn die WHO bereits 2001 fehlerhafte Studien publizierte bzw. sich politischem Druck beugte (wie der Guardian Artikel andeutet), 2003 ordentlich Uranmunition im Irak eingesetzt wurde und USA und GB 2013 immer noch die WHO beeinflussen, um die Folgen zu vertuschen, dann könnte möglicherweise ein realer Schadensersatzanspruch von Betroffenen im Raum stehen (wobei das von US bzw. GB Recht abhinge); folglich ist bei dem Thema gerade nicht egal, in welchem Sinne das eigentlich offensichtlich sein soll.
Ahhhh, sooo könnte sich das verhalten.... interessant, mensch, das ich da nicht drauf gekommen bin :engel:
Tja, da wir uns einig sind, dass Schadensersatzansprüche bestehen könnten, wäre es doch ganz nett zwischen "offensichtlich" (juristisch), "offensichtlich" (naturwissenschaftlich) und andere Versionen von "offensichtlich" zu unterscheiden.
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